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2021 | Psychologie - Psychiatrie | Buch

Psychologische Förder- und Interventionsprogramme für das Kindes- und Jugendalter

herausgegeben von: Prof. Dr. Arnold Lohaus, Prof. Dr. Holger Domsch

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : Psychotherapie: Praxis

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Über dieses Buch

Dieses Buch ist eine unverzichtbare Entscheidungshilfe für alle, die beratend oder therapeutisch mit Kindern, Jugendlichen und/oder deren Eltern arbeiten. Der Markt der Trainings- und Förderprogramme im Kindes- und Jugendbereich ist extrem unübersichtlich. Erziehungsberater, Therapeuten, Schulpsychologen oder auch Hochschuldozenten haben es schwer, im Dickicht der Angebote einen Überblick zu gewinnen, gute von schlechten Verfahren zu unterscheiden oder herauszufinden, welche Verfahren für die eigene Zielgruppe überhaupt geeignet sind.

Dieses Handbuch ist die Lösung! Es bietet einen kompletten Überblick über alle Problembereiche – von Aggression über hyperkinetische Störungen, Lebens- und Sozialkompetenzen bis hin zu Stressbewältigung oder Sprachförderung – und die jeweils etablierten und wissenschaftlich fundierten Förderprogramme.

Aus dem Inhalt:

Arnold Lohaus und Holger Domsch haben ein Team aus Top-Experten zusammengestellt, die die wichtigsten Verfahren ausgewählt und beschrieben haben. Alle Programme werden knapp, präzise und nach einheitlichem Schema vorgestellt – einem kurzen Steckbrief folgt eine Beschreibung von Zielgruppe, Rahmenbedingungen, Konzept, Ablauf, Materialien und Befunden zur Wirksamkeit.

Die Herausgeber:

Prof. Dr. Arnold Lohaus, Professor für Entwicklungspsychologie und Entwicklungspsychopathologie, Universität Bielefeld. Prof. Dr. Holger Domsch, Professor für Entwicklungspsychologie der Lebensspanne, Fachhochschule Münster.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Förderung bei externalisierendem Problemverhalten

Frontmatter
Kapitel 1. Aggression
Zusammenfassung
Die aggressiv-dissoziale Symptomatik gehört in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu den häufigsten Vorstellungsgründen. Gleichzeitig wurden in den letzten Jahrzehnten einige Trainings zur Reduktion von aggressiven Verhaltensweisen entwickelt, welche auch schon in der Praxis angekommen sind. Dieses Kapitel bietet eine aktuelle Auswahl zu Präventionsangeboten, welche das Ziel haben, aggressive Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen zu verringern und sozial kompetentes Verhalten zu fördern. Es werden sowohl selektive als auch universelle Präventionsangebote für verschiedene Altersbereiche vorgestellt. Hierbei wird jeweils auf die Zielgruppe, die Rahmenbedingungen, das Programmkonzept sowie die benötigten Materialien eingegangen. Für jedes Training werden auch bisherige Forschungsergebnisse zur Evaluation der Wirksamkeit berichtet und diskutiert. Die Autoren bieten zudem eine kurze Einführung in das Thema aggressive Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen.
Anja Hildebrand, Mark Stemmler
Kapitel 2. Prävention von Bullying
Zusammenfassung
Bullying ist ein Problem, das Schüler aller Schularten und aller Altersgruppen betrifft und für Opfer wie Täter langwierige und gravierende Folgen haben kann. Mittlerweile besteht Einigkeit darüber, dass es sich dabei nicht um einen isolierten Konflikt zwischen einem oder mehreren Tätern und dem Opfer handelt, sondern um ein systemisches Zusammenspiel diverser Beteiligter, teils ganzer Schulklassen. Daher bietet es sich besonders an, Präventionsmaßnahmen auf Ebene der Schulklassen oder sogar der Schulen durchzuführen. Alle hier vorgestellten Präventions- und Interventionsprogramme berücksichtigen den systemischen Kontext: Das Maßnahmenpaket von Olweus setzt auf mehreren Schulebenen an, die Programme ProAct und fairplayer.manual sind als Klassentraining konzipiert, und der No Blame Approach setzt gezielt auf Gruppen, in denen sich neben den Tätern auch andere Bullying-Beteiligte finden. All diese Programme sind wissenschaftlich evaluiert und werden kontinuierlich weiter beforscht. Die Umsetzung in der schulischen Alltagspraxis muss allerdings noch weiter vorangetrieben werden.
Maren Weiss, Mark Stemmler
Kapitel 3. Hyperkinetische Störung
Zusammenfassung
Hyperkinetische Verhaltensauffälligkeiten zählen zu den häufigsten Störungsbildern im Kindes- und Jugendalter und sind durch eine Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit (Aufmerksamkeitsstörung, Ablenkbarkeit), der Impulskontrolle (Impulsivität) und der Aktivität (Hyperaktivität) gekennzeichnet. Meist wird der Begriff der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) synonym benutzt. Komorbid treten häufig oppositionelle Verhaltensprobleme auf, weshalb beide Störungen mitunter auch unter dem Begriff der externalen Verhaltensstörungen zusammengefasst werden. In dem vorliegenden Kapitel werden unterschiedliche Förderprogramme vorgestellt, die als Selbsthilfeprogramm (auch digital), Therapieprogramm zur Begleitung des Kindes oder als Elternschulungsprogramm verwendet werden können.
Manfred Döpfner, Michaela Junghänel, Claudia Kinnen

Förderung bei internalisierendem Problemverhalten

Frontmatter
Kapitel 4. Depression
Zusammenfassung
Die Depressionsraten steigen im Jugendalter stark an. Selbst durch moderne Psychotherapien können nur bis zu 36 % von Depressionen erfolgreich behandelt werden. Da weitere 22 % an Depressionen durch effektive Präventionsprogramme vermieden werden können, erscheint eine Kombination beider Ansätze logisch. Daher werden sechs in deutscher Sprache vorliegende Präventions- und Therapieprogramme und die bisher existierende Evidenz zu jedem dieser Programme vorgestellt. Alle Programme sind kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientiert und im Kapitel werden die Gruppenprogramme LARS&LISA, MICHI und „Stimmungsprobleme bewältigen“, die Individualprogramme von Harrington, von Walter et al. (SELBST) sowie das Programm von Abel und Hautzinger, welches als Gruppenprogramm konzipiert wurde, aber auch als Individualprogramm einsetzbar ist, beschrieben. Einschränkend muss gesagt werden, dass außer zu LARS&LISA nur wenig Forschung zu diesen Programmen im deutschsprachigen Raum vorliegt.
Patrick Pössel, Martin Hautzinger
Kapitel 5. Ängste
Zusammenfassung
Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen zählen zu den Störungen mit der höchsten Prävalenz und können zu einer deutlichen Lebenseinschränkung und emotionalen Belastung führen. Deshalb kommt der frühzeitigen Prävention und Intervention eine bedeutende Rolle zu. In dem vorliegenden Kapitel werden fünf empirisch überprüfte kognitiv-behaviorale Interventionsprogramme für verschiedene Angststörungen vorgestellt: Das allgemeine Präventionsprogramm „Freunde“ (Barrett et al. 2003), das spezifisch familienbasierte Therapieprogramm „TrennungsAngstprogramm für Familien TAFF“ (Schneider 2004), das „Sei kein Frosch“-Programm zur Behandlung sozial ängstlicher Kinder (Melfsen und Walitza 2012), das „Multimodale Therapiekonzept für Leistungs- und Prüfungsängste bei Kindern und Jugendlichen“ (Suhr-Dachs und Döpfner 2015) und das Behandlungsprogramm für Kinder mit generalisierter Angststörung „No Worries!“ (Holmes et al. 2014).
Siebke Melfsen, Susanne Walitza

Entwicklungförderung und Förderung des Lern- und Leistungsverhaltens

Frontmatter
Chapter 6. Sprachförderung
Zusammenfassung
In den vergangenen 30 Jahren wurde im deutschen Sprachraum sehr viel Aufwand betrieben, um die Sprachkompetenz von Kindern mit einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung zu verbessern und bei Kindern mit Migrations- oder Fluchthintergrund die oftmals ungünstigen Ausgangsbedingungen zu kompensieren und Chancengleichheit zu schaffen. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick der allgemeinen und spezifischen additiven Sprachförderprogramme sowie der alltagsintegrierten Sprachförderansätze. Exemplarisch für die allgemein kompensatorische additive Sprachförderung wird „KIKUS – Kinderkurse Deutsch“ angeführt, exemplarisch für die spezifische additive Förderung wird die kindergartenbasierte Förderung der phonologischen Bewusstheit und der sprachlichen Kompetenzen mit dem Programm „Lobo vom Globo“ beschrieben und exemplarisch für die evidenzbasierte alltagsintegrierte Sprachförderung wird das „Heidelberger Interaktionstraining für den Einsatz im Kindergarten (HIT)“ vorgestellt.
Tanja Jungmann, Andrea Fuchs
Kapitel 7. Kognitive Förderung
Zusammenfassung
Im Alltag und in Bildungsinstitutionen wie der Schule müssen Kinder und Jugendliche zahlreiche kognitive Leistungsanforderungen bewältigen. Die Förderung grundlegender kognitiver Fertigkeiten und Fähigkeiten ist daher von hoher praktischer Relevanz. Im Beitrag werden nach einem kurzen Überblick zu Trainingsansätzen im Bereich des Langzeit- und Arbeitsgedächtnisses, des Denkens und der Metakognition das „Memo-Training“ (Everts und Ritter 2017), das „Training für Kinder mit Gedächtnisstörungen (REMINDER)“ (Lepach und Petermann 2010) sowie die Denktrainings von Klauer (1989, 1991, 1993) und deren Weiterentwicklungen (vgl. Klauer 2014) ausführlicher vorgestellt und bewertet. Abschließend werden zentrale Aspekte für die Gestaltung erfolgreicher kognitiver Trainings diskutiert und Desiderate für Forschung und Praxis benannt.
Claudia Dickhäuser, Susanne R. Buch, Jörn R. Sparfeldt
Kapitel 8. Konzentrations- und Aufmerksamkeitsförderung
Zusammenfassung
Konzentration bzw. Aufmerksamkeit ist für bewusstes Lernen eine entscheidende Voraussetzung. Entsprechend gehen Konzentrationsprobleme häufiger mit Schulschwierigkeiten und in Folge mit negativeren Eltern-/Lehrer-Kind-Interaktionen einher, welche für das Kind aber auch die Erwachsenen eine deutliche Belastung darstellen können. Es liegen unterschiedliche Trainingsprogramme vor, die eine Verbesserung der Konzentrationsleistung bzw. eines konzentrierten Arbeitsstils zum Ziel haben. Vorgestellt werden fünf Programme, die alle kognitiv-verhaltenstherapeutisch ausgerichtet sind: das Konzentrationstrainingsprogramm für Kinder, das Marburger Konzentrationstraining, das Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern, das Lerntraining LeJa sowie das neuropsychologisch ausgerichtete Programm Attentioner.
Holger Domsch, Arnold Lohaus
Kapitel 9. Lese-Rechtschreibförderung
Zusammenfassung
Der Erwerb der Kulturfertigkeiten Lesen und Rechtschreiben ist elementar für die schulische Gesamtentwicklung. Entsprechend ist durch eine Störung des Lesens und/oder Rechtschreibens (LRS) der Schulerfolg gefährdet, da die begabungsentsprechenden Leistungen nicht erbracht werden können. Im Erwachsenenalter sind durch die Persistenz und Stabilität der LRS in unterschiedlichem Ausmaß die berufliche Bildung und die Alltagsbewältigung beeinträchtigt. Es liegen zahlreiche symptombezogene Programme zur Prävention von und der Förderung bei Lese- und Rechtschreibproblemen vor. Exemplarisch für Leseförderprogramme auf Wortebene wird das computergestützte Trainingsprogramm „Lautarium“ vorgestellt. Exemplarisch für Rechtschreibförderprogramme werden die „Lautgetreue Lese- und Rechtschreibförderung“ sowie das „Marburger Rechtschreibtraining“ beschrieben.
Tanja Jungmann
Kapitel 10. Rechenstörung
Zusammenfassung
Kinder, denen der Erwerb mathematischer Kompetenzen deutlich schwerfällt oder die bereits Störungen entwickelt haben, benötigen eine gezielte Förderung. Übereinstimmend wird angenommen, dass basisnumerische Kompetenzen entwickelt werden müssen. Um ein Verstehen zu erreichen, sind Aufgabenbearbeitungen sprachlich zu begleiten und zu reflektieren. Die vorgestellten Programme setzen dort an und ähneln sich folglich in den Aufgabenformaten. Sie unterscheiden sich in den Reihenfolgen der Aufgaben, der Flexibilität der Aufgaben, den verwendeten Materialien und den Formaten hinsichtlich der Gruppengrößen. Vorgestellt werden zwei ältere Ansätze (Kalkulie und Mengen, zählen, Zahlen), die entwicklungsbezogen begründet und unterdessen gut erprobt sind, auch im schulischen Kontext. Mit MARKO-T und Cody wurden zwei neuere Programme ausgewählt. Beide fokussieren auf ein Monitoring im Lernverlauf durch „diagnostische Fenster“ bzw. ein „Goldmünzenkonto“. Während MARKO-T einen intensiven Dialog mit den Kindern erfordert, trainieren im Cody-Programm die Kinder Aufgaben selbstständig mit der App in den ausgewählten Bereichen.
Gabriele Ricken
Kapitel 11. Autismus-Spektrum-Störung
Zusammenfassung
Autismus-Spektrum-Störungen gehören zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen. Sie sind charakterisiert durch Auffälligkeiten in der sozialen Kommunikation und Interaktion sowie das Vorhandensein von eingeschränkten und repetitiven Verhaltensweisen und Interessen. Prävalenzschätzungen gehen davon aus, dass bei ca. 1 % der Kinder und Jugendlichen eine Autismus-Spektrum-Störung vorliegt. Mittlerweile existiert eine Reihe an Förderprogrammen, die sich u. a. sowohl vom Altersspektrum (Frühintervention vs. Intervention im Kindes- und Jugendalter), der Intensität (hoch- vs. niedrigfrequentiert), der vermittelnden Gruppe (Therapeut, Eltern, Kindergarten und Schule) oder auch im Setting (Therapie-Setting vs. Lebensweltorientierung) unterscheiden. Aus dem Bereich der Frühintervention werden hier zwei Programme exemplarisch vorgestellt, wobei 1) MIA eine intensive und 2) A-FFIP eine niedrigfrequente Intervention darstellt. Zudem werden zwei Förderprogramme aus dem Kindes- bis jungen Erwachsenenalter besprochen. Sowohl 3) KOMPASS als auch 4) KONTAKT richten sich als Gruppenprogramm an Personen mit einem höheren kognitiven Funktionsniveau.
Holger Domsch, Hanns Rüdiger Röttgers

Gesundheitsförderung und Förderung von Lebenskompetenzen

Frontmatter
Kapitel 12. Stressbewältigungskompetenzen
Zusammenfassung
Bereits Kinder und Jugendliche erleben Stress und damit verbunden Stresssymptome (wie Nervosität, Unkonzentriertheit, Kopf- und Bauchschmerzen oder Schlafschwierigkeiten). In diesem Kapitel werden Möglichkeiten vorgestellt, die Stressregulationskompetenzen von Kindern zu verbessern. Es geht dabei im Wesentlichen um präventive Ansätze, um Kindern und Jugendlichen frühzeitig Strategien zur Stressregulation zu vermitteln. Dabei ist insbesondere zu bedenken, dass in frühen Entwicklungsabschnitten häufig noch wenig Erfahrung mit Stressbewältigung besteht, auf die Kinder und Jugendliche zurückgreifen können. Auf der anderen Seite werden sie mit Entwicklungsaufgaben, kritischen Lebensereignissen und alltäglichen Anforderungen konfrontiert, die zu einem Überlastungserleben führen können. Um zu vermeiden, dass Kinder und Jugendliche unangemessene Bewältigungswege beschreiten (Rückzugsverhalten, aggressives Verhalten, Alkohol- oder Drogenkonsum etc.), können Ansätze, wie sie in diesem Kapitel dargestellt werden, hilfreich sein.
Arnold Lohaus
Kapitel 13. Lebenskompetenzen
Zusammenfassung
Lebenskompetenzen (Life-Skills) wurden 1994 von der Weltgesundheitsorganisation definiert. Hiernach ist lebenskompetent, „wer sich selbst kennt und mag, empathisch ist, kritisch und kreativ denkt, kommunizieren und Beziehungen führen kann, durchdachte Entscheidungen trifft, erfolgreich Probleme löst und Gefühle und Stress bewältigen kann“ (BZgA 2005, S. 16; WHO 1994). In der modernen Gesundheitsförderung und Prävention in verschiedenen Einzelbereichen haben sich inzwischen Ansätze etabliert und als erfolgreich erwiesen, die diesem Konzept Rechnung tragen, indem sie auf die Förderung von Lebenskompetenzen i.S. der Persönlichkeits- und Kompetenzförderung abzielen. Der Beitrag führt in das Life-Skills-Konzept ein und stellt fünf evaluierte Lebenskompetenzprogramme für das Kindes- und Jugendalter detailliert vor: „ALF“ – Allgemeine Lebenskompetenzen und Fertigkeiten, Lebenskompetenzprogramm „IPSY“ (Information + psychosoziale Kompetenz = Schutz), „Fit und stark fürs Leben“, „Erwachsen werden“ – Lions Quest, sowie „Klasse2000 – stark und gesund durch die Schule“.
Matthias Jerusalem, Sabine Meixner-Dahle
Kapitel 14. Soziale Kompetenzen
Zusammenfassung
Die psychische Gesundheit, Selbstverwirklichung und Lebensqualität von Menschen hängen vielfach von ihren Fähigkeiten ab, Interaktionen mit Mitmenschen in Gang zu setzen und bedürfnisgerecht und zielführend (mit) zu gestalten. Gibt es bei diesen sozialen Kompetenzen Defizite oder Probleme, kann das auch schon bei Kindern und Jugendlichen kurz- und langfristig erhebliche negative Folgen haben, z. B. wenn dadurch die schulische, berufliche oder psychosoziale Entwicklung beeinträchtigt wird. Aus diesem Grunde wurden mittlerweile zahlreiche Interventionen zur Förderung sozialer Kompetenzen entwickelt. Dabei dominieren inzwischen multimodale Gruppentrainings, in denen v. a. Rollenspiele und Verhaltensübungen eingesetzt werden, aber auch z. B. klientengerechte Entspannungstechniken, Wahrnehmungs- und Diskriminationsübungen sowie Übungen zum Transfer in den Alltag. Es gibt universelle Programme (z. B. für ganze Schulklassen), aber auch Interventionen, die sich an spezielle Risikogruppen wenden oder an Kinder/Jugendliche, die bereits eine klinische Störung mit sozialen Kompetenzproblemen aufweisen (z. B. bestimmte Angststörungen oder Depressionen). Im Artikel werden exemplarisch einige Beispiele für diese verschiedenen Trainingskonzeptionen dargestellt.
Ulrich Pfingsten
Kapitel 15. Emotionale Kompetenz
Zusammenfassung
Emotionale Kompetenz umfasst Fähigkeiten zum Wahrnehmen und Verstehen von eigenen und fremden Emotionen sowie deren willentliche Regulation, wenn ihr spontaner Ausdruck übergeordneten Motiven und Werten der Person zuwiderläuft. Das Konzept wird in den Kontext von Emotionen sowie verwandten Kompetenzkonzepten eingeordnet. Es werden vier ausgewählte und erfolgreich evaluierte, primärpräventive Programme zur Förderung emotionaler Kompetenz von Vorschulkindern (BIKO-Gefühlekiste), Grundschulkindern (Emotionsregulationstraining für Kinder im Grundschulalter; Mich und Dich verstehen) und von jungen Sekundarstufenschülern (Emotionstraining in der Schule) vorgestellt und ein Überblick über weitere deutschsprachige Programme gegeben sowie ein kritisches Fazit gezogen.
Manfred Holodynski, Jana-Elisa Rüth
Kapitel 16. Prävention des Substanzmissbrauchs
Zusammenfassung
Substanzkonsum ist ein jugendtypisches Risikoverhalten, dessen negative Folgen kurz- und langfristig sichtbar werden. Suchtprävention ist dann am wirksamsten, wenn sie sowohl verhältnis- als auch verhaltensbezogen ausgerichtet ist. Es haben sich sowohl unspezifische als auch substanzspezifische Interventionen als wirksam erwiesen. In diesem Beitrag werden verhaltensbezogene, substanzspezifische Verfahren vorgestellt, jeweils bezüglich Nikotin-, Alkohol- und Cannabiskonsum. Es handelt sich jeweils um ein Beispiel für Ansätze, die eine Denormalisierung des Konsums verfolgen, die jugendrelevante Informationen vermitteln und für Risiken sensibilisieren, die verzerrte Wirkerwartungen an den Konsum korrigieren oder darauf abzielen, die Ambivalenz gegenüber dem eigenen Konsum zu verstärken. Mit der anvisierten Verzögerung oder Vermeidung des Einstiegs in den Konsum bzw. riskanten Konsum wird einem der bedeutsamsten Risikofaktoren für eine spätere Suchtentwicklung begegnet.
Anneke Bühler
Kapitel 17. Digitale Medienkompetenz und Cyberbullying
Zusammenfassung
Digitale Medienkompetenzen stellen eine grundlegende Voraussetzung dar, um mit neuen Medien (z. B. Instagram) verantwortungsvoll umzugehen und damit negative Auswirkungen wie Cyberbullying entgegenzuwirken. Die Präventionsprogramme Medienhelden und Surf-Fair versuchen u. a. durch das Training von Medienkompetenzen die Prävalenz und Auswirkungen von Cyberbullying zu reduzieren. Es zeigt sich, dass beide Programme effektiv zur Reduktion von Cyberbullying beitragen. Inwieweit spezifische Medienkompetenzübungen das Ausmaß an Cyberbullying beeinflussen können, konnte bisher noch nicht vollständig geklärt werden.
Michael Glüer

Förderung des Umgangs mit körperlichen Problemen

Frontmatter
Kapitel 18. Störung der Gewichtsregulation
Zusammenfassung
Ess- und Gewichtsstörungen sind im Kindes- und Jugendalter stark verbreitet. Aufgrund ihrer schweren psychischen und physischen Begleitsymptome und vergleichsweise hohen Mortalität kommt der Entwicklung effektiver Präventions- und Interventionsmaßnahmen für Ess- und Gewichtsstörungen im Kindes- und Jugendalter eine sehr hohe Bedeutung zu. Das folgende Kapitel stellt vor dem Hintergrund einer Beschreibung von Adipositas und Essstörungen im Kindes- und Jugendalter beispielhaft evidenzbasierte primär- und sekundärinterventive Programme für den deutschen Sprachraum vor. Diese werden in den aktuellen Forschungsstand eingeordnet und Implikationen für die zukünftige Forschung werden abgeleitet.
Anja Hilbert, Ricarda Schmidt
Kapitel 19. Störung der Schlafregulation
Zusammenfassung
Schlafprobleme sind im Kindes- und Jugendalter weit verbreitet. Vor allem Insomnien als Ein- und Durchschlafbeschwerden und Alpträume kommen häufig vor. Die Auswirkungen von schlechtem Schlaf, Schlafmangel oder Schlafbeschwerden auf die physische und psychische Gesundheit sind massiv und umfassen Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme, Aggressivität oder Ängstlichkeit sowie eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte. In diesem Kapitel werden altersorientierte, manualisierte und größtenteils gut evaluierte Konzepte zur Schlafproblembewältigung vorgestellt. Dabei geht es im Wesentlichen um präventive oder frühe Interventionsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern.
Angelika A. Schlarb
Kapitel 20. Chronische Erkrankung
Zusammenfassung
Patientenschulungen sind in der ambulanten wie stationären pädiatrischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen fest verankert. In diesem Beitrag werden nach Angaben zur Definition und Verbreitung chronischer Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters die wichtigsten Ziele und Vorgehensweisen von Schulungsprogrammen für Patienten und ihre Familien dargelegt. Ausführlich vorgestellt werden Schulungen bei chronischem Kopfschmerz, Neurodermitis, Typ-1 Diabetes und juveniler idiopathischer Arthritis. Abschließend wird auf zukünftige Bedarfe bei der Evaluation und Weiterentwicklung dieser Programme eingegangen.
Petra Warschburger, Silvia Wiedebusch

Förderung des Umgangs mit kritischen Lebensereignissen

Frontmatter
Kapitel 21. Psychische Erkrankungen eines Elternteils
Zusammenfassung
Weltweit leben ca. 25–30 % der Kinder mit einem psychisch erkrankten Elternteil zusammen. Dies stellt sowohl quantitativ als auch qualitativ ein Risikopotential für eine ungünstige Entwicklung dar und erhöht die Wahrscheinlichkeit der Kinder, selbst eine psychische Erkrankung zu entwickeln. Da die Lebensrealitäten und somit auch die Auswirkungen für Kinder sehr heterogen sind, gibt es facettenreiche Interventionen, die entwickelt wurden, um diesem Risikopotential zu begegnen und Schutzfaktoren zu stärken. In diesem Buch stellen wir verschiedene Programme vor, die international und national entwickelt wurden, um Familien mit psychischen Erkrankungen zu unterstützen. Ein Kernbestandteil der Programme ist die Stärkung der familiären Resilienz, insbesondere über die Förderung der familiären Kommunikation und Aktivierung von sozialer Unterstützung. Auch die Behandlung der elterlichen Erkrankung ist ein zentraler Faktor für eine Verringerung der kindlichen Belastung.
Julia Fahrer, Markus Stracke, Lisa-Marie Dobener, Bernd Röhrle, Hanna Christiansen
Kapitel 22. Tod, Trennung und Scheidung der Eltern
Zusammenfassung
Das Kapitel thematisiert strukturierte Gruppeninterventionsprogramme für Kinder, die von einer ehelichen Trennung/Scheidung betroffen sind, sowie Gruppenangebote zur Unterstützung von Kindern im Zusammenhang mit dem Tod eines Elternteils. Es werden zunächst die Belastungen und Folgen dieser kritischen Lebensereignisse kurz umrissen, bevor praktische Interventionsansätze jeweils im Hinblick auf die spezifische Zielgruppe, auf Rahmenbedingungen sowie eingesetzte Materialien skizziert werden. Insbesondere werden das jeweilige Programmkonzept und exemplarisch Sitzungsabläufe vorgestellt. Neben bereits etablierten Programmen wird auch ein neueres Gruppenangebot berücksichtigt, welches systemische Perspektiven stärker akzentuiert. Abschließend werden Befunde und Anmerkungen zur Überprüfung der Wirksamkeit sowie Überlegungen zur Weiterentwicklung der Interventionsansätze dargestellt.
Wolfgang Beelmann, Lydia S. Pfeifer
Kapitel 23. Traumatische Ereignisse
Zusammenfassung
Traumatische Erlebnisse, wie lebensbedrohliche Unfälle, Gewalt und Missbrauch, können zu einer posttraumatischen Belastungsstörung führen. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen aus Risikogruppen, die vermehrt potenziell traumatische Erfahrungen erleben, wie beispielsweise Geflüchtete, ist die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) sehr häufig. Die Behandlung der PTBS bei Kindern erfordert die Verarbeitung der Erlebnisse mit einer sogenannten trauma-fokussierten Therapie. Mit der narrativen Expositionstherapie und der traumafokussierten kognitiven Verhaltenstherapie liegen Therapiemethoden vor, deren Wirksamkeit in randomisiert kontrollierten Therapiestudien belegt werden konnte.
Frank Neuner, Martina Ruf-Leuschner, Claudia Catani

Förderung von Erziehungskomeptenzen und weitere Förderprogramme

Frontmatter
Kapitel 24. Elterntrainings
Zusammenfassung
In diesem Kapitel soll es um Interventionen gehen, die sich primär auf Erwachsene in ihrer Rolle als Elternteil(e) konzentrieren. Nach einer Darstellung von Erziehungsstilen und dem Zusammenhang von erziehungs- und beziehungsrelevanten Dimensionen zur psychischen Gesundheit von Kindern werden sechs unterschiedliche Programme (Gordon Family Effectiveness Training, KES, Kess erziehen, SAFE®, STEP und Triple P) kurz dargestellt. Die Programme unterscheiden sich in ihrem Schwerpunkt, ihrer theoretischen Verankerung und auch der Zielgruppe. Die Auswahl der hier berücksichtigten Programme richtet sich dabei primär nach der Verfügbarkeit im deutschen Sprachraum unter Berücksichtigung des Bemühens, möglichst unterschiedliche Herangehensweise zu illustrieren. Deutlich wird die Vielfalt der Ansätze und ein in den letzten Jahren aufkommendes Bemühen, aus unterschiedlichen Programmen wirksame Komponenten (z. B. die Förderung einer positiven Eltern-Kind Interaktion als eine programmübergreifend relevante Programmkomponente) zu abstrahieren oder auch Strategien zu identifizieren, die wahrscheinlicher mit stärkeren Effekten einhergehen (wie z. B. positive Verstärkung). Der Einbezug der Väter stellt auch weiterhin eine Herausforderung für die Programme dar, ebenso wie die Frage, ob man (deutschsprachige) zielgruppenspezifische Adaptationen jedes Mal entwickeln müsste oder auf einen vorhandenen Prototyp einer Intervention zurückgreifen könnte.
Nina Heinrichs
Chapter 25. Weitere Förderprogramme
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden einige Förderprogramme beschrieben, die sich keinem der anderen Kapitel thematisch zuordnen lassen. Dazu gehört der „GUT DRAUF“ – Ansatz, der themenübergreifend auf Bewegung, Ernährung und Stressregulation ausgerichtet ist. Weiterhin wird das Programm „Balu und Du“ vorgestellt, das von einem Mentorenansatz ausgeht und Kindern im Grundschulalter einen Jugendlichen oder jungen Erwachsenen zur Seite stellt, der zu ihrer Entwicklungs- und Persönlichkeitsförderung beiträgt. Das Programm „DIMENSIONER“ richtet sich speziell an Kinder mit räumlich-konstruktiven Störungen. Mit diesem Kapitel soll verdeutlicht werden, dass es einerseits weitere Herangehensweisen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen gibt (z. B. themenübergreifende Förderung, Einsatz von Mentor/innen) und dass es andererseits Themen gibt, die bisher in der Forschungs- und Entwicklungsarbeit noch wenig Beachtung gefunden haben.
Holger Domsch, Arnold Lohaus
Backmatter
Metadaten
Titel
Psychologische Förder- und Interventionsprogramme für das Kindes- und Jugendalter
herausgegeben von
Prof. Dr. Arnold Lohaus
Prof. Dr. Holger Domsch
Copyright-Jahr
2021
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-61160-9
Print ISBN
978-3-662-61159-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-61160-9