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2020 | Psychologie - Psychiatrie | Buch

Psychotherapie in Zeiten kollektiver Verunsicherung

Therapieschulübergreifende Gedanken am Beispiel der Corona-Krise

verfasst von: Prof. Dr. Ralf T. Vogel

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Buchreihe : essentials

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Über dieses Buch

Dieses essential hinterfragt die psychotherapeutische Praxis, die sich in den deutschsprachigen Ländern bisher in einem gesellschaftlichen Klima von Frieden und Sicherheit entwickelte und sich unter diesen Bedingungen als fester Bestandteil des Gesundheitssystems und der Gesellschaft etablieren konnte. Durch globale Krisen wie zuletzt der Corona-Pandemie schwindet diese bisher selbstverständliche Basis, und eine allgemeine, auch den/die Therapeut*in erfassende Verunsicherung zieht in die Praxen ein. Dabei sehen sich Therapeut*innen und Patient*innen den gleichen ängstigenden und verstörenden Einflüssen etwa seitens der Medien oder der Politik ausgesetzt; auch der/die Therapeut*in ist in seinen/ihren Bewältigungs- und Abwehrmöglichkeiten herausgefordert und muss sich zu den ihn/sie umgebenden, manchmal dramatischen Ereignissen eine persönliche Stellung erarbeiten.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Chapter 1. Einführung
Zusammenfassung
Die Befundlage bzgl. der psychischen Folgen kollektiver Katastrophenzeiten ist eindeutig. V. a. US-amerikanische Szenarien wie der Terroranschlag von 9/11 oder der Hurrikan Katrina sind psychoepidemiologisch gut untersucht und verweisen auf eine erhöhte Verantwortung der psychotherapeutisch Tätigen.
Ralf T. Vogel
Chapter 2. Die Ausgangslage
Zusammenfassung
Die psychotherapeutische Praxis in den deutschsprachigen Ländern entwickelte sich bisher in einem gesellschaftlichen Klima von Frieden und Sicherheit und konnte sich unter diesen Bedingungen als fester Bestandteil des Gesundheitssystems und der Gesellschaft etablieren. Im Gegensatz etwa zu den Arbeitsumgebungen von Kolleg*innen in Ländern des Nahen Ostens oder auch vielen afrikanischen Staaten wurde Psychotherapie bei uns auf dem Boden eines generellen Gefühls sozialer Stabilität und in Abwesenheit grundsätzlicher Gefahrenszenarien praktiziert. Durch globale Krisen wie zuletzt der Corona-Pandemie schwindet diese bisher selbstverständliche Basis und eine allgemeine, auch den/die Therapeut*in erfassende Verunsicherung zieht in die Praxen ein.
Ralf T. Vogel
Kapitel 3. Psychotherapie in und mit kollektiven Ausnahmeszenarien
Zusammenfassung
Psychotherapeut*innen werden in kollektiven Ausnahmesituationen beruflich in zweierlei Hinsicht gefordert. Zum einen müssen sie ihr therapeutisches Handeln an die sozialen Umstände sowie an die veränderte psychische Situation ihrer Patient*innen anpassen. Zum andern sind spezifische psychologische Interventionen gefordert.
Ralf T. Vogel
Kapitel 4. Existenzielle Therapeut*innen wider willen
Zusammenfassung
Was den Menschen wirklich ausmacht, was seine Existenz im Letzten bestimmt, darum ging es den Denkern des Existenzialismus. Verschiedene Psychotherapierichtungen haben sich in ihrer Theoriebildung und auch in ihrer Praxis nach deren bis heute hoch relevanten und am konkreten (Er-)Leben des Menschen interessierten geistesgeschichtlichen Grundströmung ausgerichtet. In kollektiven Notsituationen sind diese Erkenntnisse von besonderer Relevanz.
Ralf T. Vogel
Kapitel 5. Tiefenpsychologische Überlegungen
Zusammenfassung
Persönliche Katastrophen der Unsicherheit, Verlassenheit und (Lebens-) Bedrohung, Erfahrungen von Verlust, Gewalt und Ohnmacht und deren Bewältigung bilden die zum großen Teil unbewusste Grundlage unserer Verarbeitung aktueller individueller oder gesellschaftlicher Krisen. Gleichzeitig treffen aktuelle Notszenarien aber auch auf gesellschaftlich-unbewusste Schichten, in denen die gesellschaftlichen Erfahrungen mit Kriegen, Umweltkatastrophen oder im Falle von Corona von Pest, Cholera und Spanischer Grippe abgelagert sind
Ralf T. Vogel
Kapitel 6. Das Katastrophenszenario und die Angst
Zusammenfassung
Berichte und Bilder aus anderen europäischen Staaten, deren Gesundheitssystem schnell unter den Anforderungen der beginnenden Corona-Pandemie zusammenbrach, befeuerten ein soziales Angstszenario. Angst um die eigene Gesundheit und die Gesundheit der Liebsten sowie um Sozialkontakte und den Verlust des bisherigen Lebens standen am Anfang, dann auch manifeste und latente Todesangst.
Ralf T. Vogel
Kapitel 7. Verunsicherung und der Verlust an Eindeutigkeiten
Zusammenfassung
Am Beispiel der Corona-Krise wird deutlich: Kollektive Gefahrenszenarien konfrontieren mit mangifach Unbekanntem und Ungewissen. Schon in „normalen“ Zeiten hat unsere Gesellschaft mit dem schmerzhaft erlebten Verlust von vermeidlichen Eindeutigkeiten zu tun, was z. B. in den teils hoch emotional geführten Zuwanderungs- oder Transgenderdebatten deutlich wird. Die reflexhaften unmittelbaren Reaktionen sind Verunsicherung und Unsicherheit als kollektive und individuelle Gefühlslagen.
Ralf T. Vogel
Kapitel 8. Spiritualität in Zeiten der Verunsicherung
Zusammenfassung
Seit langem kann anhand der vorliegenden Studienlage von einem größtenteils positiven Zusammenhang zwischen Spiritualität und psychischer Gesundheit ausgegangen werden. Im psychotherapeutischen Kontext ist daher von begrüßenswerten Einflüssen von Spiritualität auf die Entwicklung von Resilienz sowie die Bewältigung individueller und gesellschaftlicher Krisen auszugehen.
Ralf T. Vogel
Kapitel 9. Therapiepraktische Überlegungen
Zusammenfassung
Ganz generell, das konnte gezeigt werden, hat die Notwendigkeit der Entwicklung einer Psychotherapie für Zeiten kollektiver Verunsicherungen positive Konsequenzen für die aktuelle psychotherapie-(wissenschaftliche)-Entwicklung. Aus der Berücksichtigung der therapeutischen Beziehung in existenziellen Ausnahmeszenarien ergeben sich darüberhinaus therapiepraktische Implikationen.
Ralf T. Vogel
Backmatter
Metadaten
Titel
Psychotherapie in Zeiten kollektiver Verunsicherung
verfasst von
Prof. Dr. Ralf T. Vogel
Copyright-Jahr
2020
Electronic ISBN
978-3-658-30946-6
Print ISBN
978-3-658-30945-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-30946-6