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10.08.2022 | Klima | Nachrichten

Hitze führt zu vermehrten Todesfällen

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Die sehr hohen Temperaturen in diesem Jahr haben teils dramatische Auswirkungen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts lagen die Sterbefallzahlen im Juli 2022 um 12 % über dem mittleren Wert der Vorjahre.

Nach einer Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sind im Juli 2022 in Deutschland 85.285 Menschen gestorben. Diese Zahl liegt 12 % oder 9.130 Fälle über dem mittleren Wert (Median) der Jahre 2018 bis 2021 für diesen Monat. Wie schon im Juni waren die Sterbefallzahlen dabei vor allem in Phasen sehr hoher Temperaturen erhöht. So lagen sie in den Kalenderwochen 28 bis 30, d.h.  vom 11. bis 31. Juli, mit +16 %, +24 % und +14 % deutlich über den Vergleichswerten. Dass im Zuge von Hitzewellen die Sterbefallzahlen ansteigen, ist laut Destatis ein bekannter Effekt, der bereits in den Vorjahren beobachtet wurde. Doch in diesem Jahr seien bereits bis Ende Juli außergewöhnlich viele Wochen davon betroffen.

COVID-19 mit geringem Effekt auf die Gesamtzahlen

Ein Vergleich der gesamten Sterbefälle mit der Zahl der beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten COVID-19-Todesfälle nach Sterbedatum ist laut Destatis aktuell bis einschließlich der 28. Kalenderwoche 2022 (11. bis 17. Juli) möglich. Beim RKI wurden bislang 508 COVID-19-Todesfälle mit Sterbedatum in dieser Woche gemeldet. Die gesamten Sterbefallzahlen lagen in der 28. Kalenderwoche um 2.525 Fälle oder 16 % über dem mittleren Wert der vier Vorjahre. Während die COVID-19-Zahlen von Anfang April bis Mitte Juni sanken (auf 246 Fälle in Kalenderwoche 22), stiegen sie seitdem wieder leicht an. Die erhöhten Sterbefallzahlen in dieser Zeit erklären sie dennoch nur zu einem geringen Teil.

Hohe Übersterblichkeit in mehreren Ländern Europas

Das EuroMOMO-Netzwerk zur Beobachtung von Sterblichkeitsentwicklungen ordnet Befunde zur Übersterblichkeit auf der Basis einer eigenen Hochrechnung unvollständiger Meldungen und eines eigenen Übersterblichkeitskonzepts europaweit vergleichend ein. Nach aktuellem Stand wird die Übersterblichkeit in mindestens einer Juliwoche in Deutschland, Portugal, Frankreich und Spanien als hoch oder sehr hoch eingeordnet („high excess“ oder „very high excess“). Von den sehr hohen Temperaturen waren diese Länder in besonderem Maße betroffen. 

Mehr zum Thema Klima – Hitze – Gesundheit finden Sie in unserem Special

Für Deutschlands Nachbarländer Dänemark, Belgien, die Niederlande, Schweiz und Österreich wird im gleichen Zeitraum dagegen in mindestens einer Woche eine niedrige („low excess“) oder moderate Übersterblichkeit („moderate excess“) gemeldet.

Schätzmodell ermöglicht rasche Einschätzung für Entwicklung in Deutschland

Wegen der hohen Relevanz aktueller Sterbefallzahlen in der Corona-Pandemie hat das Statistische Bundesamt ein Schätzmodell zur Hochrechnung der unvollständigen Daten entwickelt. Damit kann Destatis bundesweite Sterbefallzahlen schon nach etwa einer Woche bereitstellen. Dabei werden die Sterbefallzahlen der letzten neun dargestellten Wochen auf Basis der bislang eingegangenen Meldungen aus den Standesämtern hochgerechnet. Die Zahlen können deshalb zu einem späteren Zeitpunkt geringfügig höher oder niedriger sein. Die Schätzung basiert auf in der Vergangenheit beobachteten Mustern im Meldeverzug, die sich regional zum Teil deutlich unterscheiden.

Anhand der vorläufigen Sterbefallzahlen lassen sich Phasen der Übersterblichkeit im Laufe eines Jahres identifizieren. So werden direkte und indirekte Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Sterbefallzahlen zeitnah sichtbar. Miteinander vergleichbare Ergebnisse für die Bundesländer liegen daher nach etwa vier Wochen vor. (SK)

Die Sonderauswertung wird wöchentlich auf der Destatis-Themenseite „Sterbefälle und Lebenserwartung" aktualisiert. Auch aktuelle Corona-Statistiken finden Sie auf einer Sonderseite.

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